[❤buch] Christina Henry – Alice


 Alice (The Chronicles of Alice #1) 

Die 26jährige Alice steckt seit vielen Jahren in einer Psychiratie fest ohne zu wissen, warum sie hier gelandet ist. Alles, woran sie sich erinnern kann, ist eine Teeparty vor langer Zeit, mit jemandem, der ganz lange Ohren hat und viel Blut…

Mit der Hilfe ihres Zellennachbarns Hatcher gelingt es ihr von diesem schrecklichen Ort zu fliehen, um die Wahrheit aufzudecken. Allerdings ist ebenfalls ein mächtiges Monster ausgebrochen, dem es nach Blut dürstet, um das zu kriegen, was es will – und dieses ES hat etwas mit Alice zu tun.

Autorin: Christina Henry – Genre: Dark Fantasy/Horror – Sprache: Englisch – Seiten: 325
Verlag: Titan Publ. Group Ltd. – Erscheinungsjahr: 2016
bisher keine deutsche Veröffentlichung

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Alice im Wunderland mal anders interpretiert. Nach einem blutigen Vorfall wird die 16jährige Alice für zehn Jahre in einer Psychiratie eingesperrt. Ohne zu wissen, was eigentlich passiert ist. Man redet ihr ein, dieser Rabbit, jene Person mit den langen Ohren, sei ein Hirngespinst und für viele Jahre glaubt sie daran. Einzig Hatcher, Zellennachbar und Axtmörder mit Amnesie, der mit ihr durch ein Mäuseloch in Kontakt steht, glaubt ihr. Als ein Feuer in der Psychiratie ausgebrochen ist, für das angeblich der Jabberwocky verantwortlich ist, nutzen Alice und Hatcher die Chance zur Flucht, um endlich herauszufinden, was mit ihr damals passiert ist.

Vertraute Charaktere aus dem Wunderland wie Cheshire Cat, Caterpillar und Walrus treten in Old City auf – ein zwielichtiger Ort mit engen verschlungenen Straßen, ein Ort, an dem Menschenhandel und Bandenkriege keine Fremdwörter sind – im Gegensatz zu New City, der Ort, wo Alice bei ihren Eltern aufwuchs – ein reicher, sicherer Ort.

Und natürlich ist da noch Rabbit. Der in diesem Fall der Antagonist ist, was für mich wirklich ungewohnt war. Aber wie Rabbit im Buch dargestellt wurde, das war schon wirklich fies. Ja, es gibt schon einige brutale Szenen, an Blut mangelt es in diesem Buch wahrlich nicht – schließlich beseitigt Alice‘ Partner Hatcher eventuelle Hindernisse gerne mit seinem Axt.

Und ganz wichtig: wer nichts über Vergewaltigungen (nicht detailreich, subtil angedeutet – sozusagen stating the obvious) lesen will, bitte greift nicht zu dem Buch. Ja, es wird früh angedeutet, dass Alice eine Vergewaltigung überlebt hat. Das „Wunderland“, wie wir es kennen, spielt hier keine Rolle, das Ganze beschränkt sich nur auf eine gewisse Teeparty mit Gästen, an die Alice sich nicht mehr erinnern kann. Ich fand das am Anfang etwas befremdlich, aber mit der Zeit doch interessant, da Alice im Verlauf der Geschichte an Selbstvertrauen gewonnen hat – hatte sie anfangs doch panische Angst vor dem Rabbit (und vor vielem eigentlich auch) gehabt, so ist sie später bereit, ihre Ängste zu konfrontieren, um die Wahrheit zu herausfinden.

Eine düstere fantastische Geschichte, die ich ratzfatz verschlungen habe. Einen Wermutstropfen gab es trotzdem. 325 Seiten fand ich für meinen Geschmack zu kurz. Wenn es nach mir ginge, hätten da gut und gerne 200 Seiten draufgepackt werden sollten. Denn es gibt etwas, was ich bedauerlich finde: Die Storyline verläuft trotz des vorhandenen Horrors „viel zu positiv“. Fast kam mir Alice schon wie eine Art Mary Sue vor. Ich hätte hier gerne mehr Widerstand, mehr Intrigen seitens der Bösewichter gesehen, einen echten Plottwist. Bei einem derart erwachsenen Inhalt könnte man das schon vielleicht auch erwarten, oder? Aber vielleicht bin ich auch einfach nur abgestumpft und der Leser würde sich nach so viel Gemetzel und traurigen Schicksalen über dieses Ende freuen?

„Alice“ ist eine recht lesenswerte Geschichte und ich werde auf jeden Fall die Fortsetzung „The Red Queen“ lesen. Und mich vielleicht auch an die anderen Interpretationen von Christina Henry ranwagen. Mir gefällt ihr flüssiger Schreibstil nämlich sehr.

Wie klingt das Buch für euch?